Im Wald und vor der Sonne – Nel bosco davanti al sole

(ISBN 88-7519-001-1;Ibiskos, Empoli)

Kritik

Das Leben

Weisse Flocken fallen
Auf die schwarze Strasse.
Ein Mann geht einsam durch die Nacht.
Wo gehst du hin? Die Nacht wird nimmer hell!
Wandern muss‘ ich, immer weiter gehen,
Hab‘ keine Ruh‘, hab‘ keine Rast nun mehr!
Weisse Flocken fallen
Auf die graue Strasse

Rentner auf Pfoten

Halb verdeckt vom Laub
Führt eine Stiege hinauf in die Altstadt.
Die letzten Blätter des Efeus verdecken die Risse der alten Wände.
Die Steine der Treppen wackeln unter den schweren Schritten derer,
die vom Ärztehaus unten in die Wohnungen oben müssen.
Träumend von den Jahren auf den Meeren,
von der Brise, die nun Wind geworden ist,
von brummenden Maschinen und prickelnder Meeresluft,
von den kreisenden Möwen über dem Bug.
Die schweren Schritte der Rentner.

Leise schleppen drei Pfoten eines Katers
Die vierte Pfote, die nicht mehr kann.
Er bleibt vor jeder Stufe stehen, schaut sich herum.
Stellt Fragen, die er sich selbst beantwortet.
Langsam, aber rhythmisch schleppt er seinen müden Körper hinauf,
immer weiter. Verschließt kurz die Augen,
gibt sich einen Ruck,
und weiter schleppt er die vierte Pfote mit
Die anderen Katzen gehen schnell an ihn vorbei,
schauen nicht hin,
wollen ihn nicht kennen.
Untauglich.
Unbeirrt arbeiten die drei Pfoten weiter,
der Magen schubst sie unaufhaltsam hinauf,
ans Ende der Treppe,
wo die Rente ausbezahlt wird.

Auch seine Rente hat den Duft des Meeres,
ist salzig und streng,
hat die Wogen und die Möwen gekannt.
Und verfault auf jener letzten Stufe.

SÄULENSTURZ

Ich gehe durch zwei Säulen
Und spüre die erdrückende Enge.
Die Uhr hat zwölf geschlagen,
die Türen schließen.
Eins plus eins ist Null.
Null ist der Anfang von Allem.
Alles verlangt seine Zeit,
aber die Zeit ist vorbei.
Holde Jugend, im Sturm inmitten blühender Hoffnung,
Träume von Aufstieg, Reichtum und Ruhm,
Verachtung der Heimat, des Geistes der Ahnen, Glaube an Fortschritt und Kraft.
Kräfte fallen, wie die Blätter vom Baum.
Fortschritt entpuppt sich als zweischneidiges Schwert.
Erkenne dich selbst,
Du wirst dich nicht mögen!

CRITICA

La vita

Cadono fiocchi bianchi
Sulla strada nera.
Un uomo va solo nella notte.
Ma dove vai? La notte mai rischiara.
Devo andare. Sempre andare avanti,
Non ho più pace, non mi posso riposare.
Cadono fiocchi bianchi
Sulla strada grigia.

Pensionato a quattro zampe

Quasi nascosta dal fogliame,
una scala porta in alto, in Città Vecchia.
Le ultime foglie dell’edera coprono le screpolature dei vecchi muri.
Le pietre dei gradini traballano sotto i passi pesanti di chi
Deve andare dall’ambulatorio in basso, alla sua casa in alto.
Sognano gli anni sui mari,
la brezza, che ormai è divenuta vento,
il brontolio delle macchine e la pungente aria di mare,
i gabbiani che volavano in cerchio sulla prora.
I passi pesanti dei pensionati.

In silenzio ci sono tre zampe di un gatto,
che portano avanti la quarta, che non ce la fa più.
Si ferma prima di ogni gradino, si guarda attorno.
Si pone domande, a cui risponde da solo.
Con calma, ritmicamente, porta in alto il suo corpo stanco,
sempre avanti. Chiude per un attimo gli occhi,
si dà una spinta,
e porta avanti la quarta zampa.
Gli altri gatti gli passano oltre,
non lo guardano,
non lo conoscono.
Invalido.
Stoicamente lavorano ancora le tre zampe,
lo stomaco le porta inesorabilmente avanti,
alla fine della scale,
dove viene pagata la pensione.

Anche la sua pensione possiede il profumo del mare,
è salmastra e dura,
ha visto le onde ed i gabbiani.
E marcisce su quell’ultimo gradino.

COLONNE ABBATTUTE

Cammino tra due colonne
E sento l‘ oppressione dello spazio.
L‘ orologio ha battuto mezzanotte,
Le porte si chiudono.
Uno più uno dà zero.
Lo zero è l‘ inizio del tutto.
Tutto pretende il suo tempo,
ma il tempo è trascorso.
Balda giovinezza, nella tempesta in mezzo al fiorire della speranza,
sogni di carriera, ricchezza e gloria,
trascurando la Patria, lo spirito degli avi, credendo al progresso e alla forza.
Le forze cadono, come le foglie dall‘ albero,
il progresso si rivela una lama a doppio taglio.
Conosci te stesso!
Non ti piacerai.

Kritik

1. Ranieri Ponis, Vorwort zum Buch

Sicherlich setzt sich das Werk mit verschiedenen Themen auseinander, begründet aber seine Existenzberechtigung auf die Beziehungen des Menschen zu seinen Artgenossen im Hinblick auf das unerforschliche Geheimnis des Lebens. Zum Beispiel, im Lied „Kaiser und Kaiserin“ überschlägt der Autor die Realität der Geschichte, indem er die Geschehnisse im Licht einer unaufhaltsamen Phantasie ausdrückt, die anscheinend dem Schicksal Napoleons mit einem hämischen Grinsen begegnen. In dem „Tod der Armen“, dagegen, ergreift Franzot trauernd jene unabwendbare Sicherheit, die niemanden verschont, scheint aber in seinen Worten einen anderen Wert zu haben, je nach dem sozialen Status der Person, die davon betroffen ist.

Manche Verse klingen wie Hilferufe eines Menschen, der, in einer grauen und flachen Gegenwart eingesperrt, nach Ausflüchten sucht, vielleicht indem er seiner Feder die ihm eigene Verzweiflung anvertraut: „Allah, doch gib mir als Geschenk, die Ruhe, die alle Menschen wünschen!“. Oder die bittere Feststellung: „Wir kennen die Liebe und lieben uns nicht“.

Allgemein gesagt, beschreibt Julius Franzot in seinen Versen Geisteszustände, die schonungslos formuliert werden, die von einer saftigen Prise Pessimismus durchdrungen sind und ironisch die Bestimmung der Menschen umkreisen, aber absolut authentisch sind, als Ausdruck seiner eigenen Empfindungen. In „Säulensturz“ schwört er den sokratischen Satz „Erkenne dich selbst“ ab, indem er diesem Satz den sarkastischen Zusatz „Du wirst dich nicht mögen“ hinzufügt. In diesem Wechselspiel aus Licht und Schatten steht nur die Zeit, als oberste Richterin über die Sakralität des Seins.

Trotzt wiederkehrender pessimistischen Anspielungen, die durch die entstellende Lupe der Ironie eingeblendet werden, lässt Franzot immer wieder die Stätte der Versöhnung durchblicken: so schmelzen Illusionen, Phantasien und Hoffnungen zusammen, um gemeinsam in den Schmelztiegel der Wiedergeburt einzugehen.

Die sprachlichen Mittel, die hier zur Anwendung kommen, sind nur äußerlich einfach: in Wirklichkeit handelt es sich um eine Feinarbeit der Suche nach dem geeigneten Ausdruck, im vollen Bewusstsein aller Möglichkeiten einer gekonnten Ausdrucksweise. Damit verschlüsselt der Autor seine Fähigkeit, eine sehr persönliche Art des Dichtens zu vermitteln.

Kurz und prägnant: das Unbewusste als Spiegel der Wahrheit.

Ranieri Ponis, Triest, Vorwort zum Buch.

2. Claudio Martelli, Arte & Cultura

Der erste Eindruck, der diese vom Verlag „Ibiskos“ veröffentlichte Sammlung vermittelt, ist der eines ausgeprägten, bis hin zum Sarkasmus kratzenden Pessimismus. („Erkenne dich selbst, du wirst dich nicht mögen“, verkündet er in einem der Gedichte). Das Thema der Zeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk, mit der Wahrnehmung ihres unaufhaltsamen Fliessens, der Vorläufigkeit, die sie der Substanz unseres Seins aufdrückt. In einigen Versen erreicht die emotionelle Intensität fast die Besessenheit.

Ich gehe durch zwei Säulen / Und spüre die erdrückende Enge. / Die Uhr hat zwölf geschlagen, / die Türen schließen. / Eins plus eins ist Null. / Null ist der Anfang von Allem. / Alles verlangt seine Zeit, / aber die Zeit ist vorbei.

Auf dieses Leitmotiv baut eine Serie thematischer Variationen. Rastlosigkeit, das Gefühl auf etwas warten zu müssen, oder etwas verloren zu haben, was noch nicht oder nicht mehr da ist (ein Freund, eine Liebe, die Kindheit) beherrschen die ersten Gedichte; klassische, fast an Leopardi erinnernde Schwingungen prägen die reiferen Werke, in denen die Sehnsucht nach der Jugend und den damit verbundenen Hoffnungen, nach einer nie voll ausgelebten Zeit der Fülle vorherrschen.

Ich vermisse nur etwas / etwas Unbestimmtes, / das ich noch nie gehabt. / Prahlende Fülle, / Jahre im Wind / Leben im Sturm, aber zu ruhig. / Die Jugend ist fort, / bei mir hat sie nie vorbei geschaut. / Was ist gewesen / Kommt nie zurück…

Es handelt sich um die Verlegung ins Alter der Reife eines Gefühls, welches sich während der Jugend mit dem unbestimmten Spüren einer ausgebliebenen Begegnung zu Wort gemeldet hatte: die ausgebliebene Begegnung mit dem Leben, wie sie in „Das Bier“ beschrieben ist. Es ist ein interessantes Gedicht, in dem die wirkliche Erfahrung aus einer Kegelbar zur existenziellen Metapher wird. Die Betrachtungen über den Sinn des Lebens gehen dennoch über die trockene und abstrakte Philosophie nüchterner, vom Leben ausgesonderter Versen hinaus. Sie durchstreifen die konkreten Gefilde der Erfahrung und liefern den Unterbau für die Dichtkunst Franzots, der alles enthält, was die Erfahrung selbst mitliefern kann. Sie stellen ein buntes Mosaik von Landschaften, Personen und Städtebildern zusammen, beschreiben Städte Italiens und, zum Schluss, Triest, seine Straßen, sein Meer, seine Gärten, seine Einwohner, die Alten, die Tiere, die manchmal menschlicher sind als die Menschen selbst.

Claudio Martelli, Arte & Cultura, Triest, Juni 2003.

CRITICA

1. Ranieri Ponis, Trieste, Prefazione al libro

Indubbiamente la raccolta affronta vari argomenti, ma fonda la sua tematica soprattutto sul rapporto dell‘ uomo con i suoi simili davanti al mistero insondabile della vita. Ad esempio, nella ballata „Imperatore ed Imperatrice“ l‘ autore sovverte la concretezza dei fatti interpretandoli alla luce di una fantasia sferzante tesa a sostenere congetture che sembrano beffardamente irridere alla sorte di Napoleone; mentre in „La morte dei poveri“ Franzot si fa dolente paladino di quell’assoluta realtà che non tralascia nessuno ma che sembra avere, nelle sue parole, un valore diverso da persona a persona.

Certi versi suonano come grida d’aiuto di chi, racchiuso in un quotidiano grigio e piatto, vuole uscire, magari affidando alla penna la sua disperazione: „Allah, fammi un tuo regalo, / la pace che ogni uomo chiede“. O. ancora, l‘ amara constatazione: „Sappiamo cos’è l‘ amore, / ma non ci amiamo“. In generale i versi di Julius Franzot denunciano stati d‘ animo esternati nel modo più diretto, permeati di pessimismo e d’ironia sul destino dell‘ uomo, ma sicuramente sinceri nell‘ esprimere quello che è, ciò che sente: in „Colonne abbattute“ egli sconfessa il socratico pensiero „nosce te ipsum“ aggiungendovi un sarcastico „non ti piacerai“. In questo rifrangersi di luci ed ombre sembra ci sia solo il tempo per meditare sulla sacralità dall‘ essere. In Franzot. Nonostante reiterate pessimistiche sfumature osservate attraverso la lente deformante della sua ironia, balza comunque evidente la sponda della reciproca comprensione: ed ecco che illusioni, fantasie e speranze si fondono rigenerandosi in se stesse.

I mezzi linguistici adottati, apparentemente semplici e invece frutto di un lavoro di scelta accurato, di soppesamento consapevole di tutte le possibilità espressive, sono piegati dall‘ autore alla sua capacità di criptare una poetica assolutamente personale.

Come dire: l‘ inconscio specchio della verità.

Ranieri Ponis, Trieste, Prefazione al libro.

2. Claudio Martelli, Arte & Cultura

La prima impressione su questa raccolta pubblicata dalla Ibiskos di Empoli è quella di uno spiccato pessimismo, graffiante in certe venature ironiche fino al sarcasmo („Conosci te stesso! Non ti piacerai“ afferma in una poesia). Ricorre costantemente il tema del tempo. La percezione del suo ineluttabile trascorrere, della provvisorietà che esso imprime alla sostanza del nostro esistere. In certi versi l‘ intensità emotiva raggiunge insistenze quasi ossessive.

Cammino tra due colonne / e sento l‘ oppressione dello spazio./ L‘ orologio ha battuto mezzanotte, / le porte si chiudono./ Uno più uno dà zero./ Lo zero è l‘ inizio del tutto./ Tutto prende il suo tempo, / ma il tempo è trascorso.

Su questo motivo di base si orchestra una serie di corollari tematici. Inquietudine, senso di attesa o di perdita per qualche cosa che non è ancora o non è più (come un amico, un amore, l‘ infanzia) sono dominanti nelle prime poesie; vibrazioni classiche, quasi leopardiane nella maturità, dove prevalgono la nostalgia per la giovinezza e le sue speranze, il rimpianto di un‘ età e della pienezza mai a pieno vissuta.

Mi manca solo qualcosa, / qualcosa di indefinito, / che non ho mai avuto./ L‘ ostentazione della pienezza, / gli anni nel ven./ La vita nel ciclone, ma troppo tranquilla./ La giovinezza è passata, da me non è mai venuta./ Quello che è stato non torna indietro…“

E‘ la trasposizione matura di un sentimento che in giovinezza si era manifestato con il senso vago di un appuntamento mancato: l‘ appuntamento mancato con la vita dei versi de „La birra“, poesia interessante, dove l‘ esperienza contingente d‘ un bar notturno si fa metafora esistenziale. Tuttavia la riflessione esistenziale non si riduce all‘ arido e astratto filosofeggiare d‘ un verso prosastico e argomentativi rimosso dalla vita. Essa attraversa i territori concreti dell‘ esperienza e sostanzia la poesia di Franzot di tutto ciò che l‘ esperienza può contenere, componendo un variegato mosaico di paesaggi naturali, di personaggi e scorci cittadini, delle città italiane e alla fine Trieste, le sue vie, il suo mare, i suoi giardini, i suoi abitanti, i vecchi, gli animali, più umani degli uomini.“

Claudio Martelli, Arte & Cultura, Trieste, giugno 2003.